Johannes Brahms: Schicksalslied – Ludwig van Beethoven: Messe in C-Dur

04.06.2008.

„Schicksalslied“ von Johannes Brahms

„C-Dur-Messe op. 86“ von Ludwig van Beethoven

Beethovens C-Dur-Messe Opus 86 entstand als Auftragswerk des Fürsten Nikolaus Esterházy im Jahr 1807. Beethoven (1770-1827) beurteilte seine Messe: „Von meiner Messe glaube ich, dass ich den Text behandelt habe wie er noch wenig behandelt worden …“.

Stieler, Beethoven komponiert

Die musikalische Umsetzung des Messetextes verfolgt nicht die Meditation, sondern zwingt zum aktiven Zuhören. Beethoven erneuerte in der C-Dur-Messe die altkirchlichen Stilregeln zugunsten einer aufklärerischen, überkonfessionellen und säkularisierten Andachtsform mehr als 10 Jahre vor der „Missa solemnis“. Dieses eröffnete die legitime Aufführrung des Werkes außerhalb der Kirchen in Konzertsälen.
(vgl. Harenberg, Chormusikführer, 1999)


Das Echo der Presse

Große klangvolle Stimmen

Die Solisten waren der Höhepunkt des Konzerts mit dem Städtischen Musikverein

Paderborn. Im Rahmen der Sinfoniekonzerte war am Mittwochabend der Städtische Musikverein Paderborn zusammen mit dem Musik-Verein Oelde und der Capella Loburgensis in der Paderhalle zu Gast. Begleitet von der Nordwestdeutschen Philharmonie und unter der Leitung von Matthias Hellmons standen zwei der großen Vertreter der Klassik und der Romantik, Beethoven und Brahms, auf dem Programm.

Den Auftakt bildete Beethovens Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ op. 43. Beethoven bediente sich dieses antiken Stoffes, um seiner Sympathie zu den Ideen der Französischen Revolution Ausdruck zu verleihen, und stand damit in geistiger Nähe zu Friedrich Schillers Erziehungsprogramm zur „Ästhetischen Erziehung des Menschen“ (1795). Weite Teile dieser Komposition finden sich auch in Beethovens dritter Symphonie.

Die Nordwestdeutsche Philharmonie setzte das Werk routiniert um. Matthias Hellmons dirigierte gewohnt dezent, aber souverän, bemühte sich teilweise jedoch vergebens, seinen Musikern etwas mehr Gefühl zu entlocken. Mit Johannes Brahms\‘ Schicksalslied op. 54 hatte nun der Chor seinen ersten Auftritt, der sich durch guten Text und eine gute musikalische Einstudierung auszeichnete. Das Schicksalslied entstand im Umkreis von Brahms Deutschem Requiem und ist die Vertonung eines Gedichts von Friedrich Hölderlin. Während Hölderlin den ausgeprägten Gegensatz von Götterglück und Menschenleid herausarbeitete, fand Brahms mit einem instrumentalen Nachspiel versöhnlichere Töne.

Womit der Chor punkten konnte

Als Antwort und Gegenpol zu soviel antikem Schicksalsbegriff stand im zweiten Teil Ludwig van Beethovens Messe C-Dur op. 86 auf dem Programm, die trotz ihres Misserfolgs bei der Uraufführung und den Schwierigkeiten bei ihrer Drucklegung dem Komponisten sehr am Herzen lag – so lässt es sich zumindest seinen Briefen entnehmen. Auch hier konnte der Chor wieder mit gutem Text und guter Einstudierung punkten, steigerte sich musikalisch im Verlauf der Messe, kam jedoch stimmlich an seine Grenzen.

Höhepunkt des Abends waren die vier Solisten: Johanna Winkel überzeugte mit ihrem warmen, sicher geführten Sopran und einem sehr gutem Stimmsitz. Die sehr junge Altistin Wiebke Lehmkuhl legte trotz ihres Alters eine erstaunliche Bühnenpräsenz an den Tag und zog das Publikum mit ihrer großen, klangvollen Stimme in ihren Bann. Der schöne lyrische Tenor von Georg Poplutz fügte sich nahtlos in das Solistenquartt  ein, ging an ein igen Stellen jedoch leider ein wenig unter. Gewohnt präsent und mit sattem Belcanto-Klang füllte Markus Krause den Bass-Part aus. Zusammen bildete das Solisten-Quartett somit einen ungeheuer dichten, homogenen Klang.

Neue Westfälische vom 6. Juni 2008

Ariane Westphälinger


Schicksalsklage in schönsten Tönen

Musikverein gefällt mit Raritäten

Paderborn (VW). Beim letzten Sinfoniekonzert der Saison erfreute der Städtische Musikverein Paderborn gemeinsam mit seinen Partnerchören aus Oelde und Ostbevern sowie der Nordwestdeutschen Philharmonie mit Werken von Brahms und Beethoven.

Programmatischer Gehalt der drei Werke des Konzerts war die Frage nach dem menschlichen Schicksal. Mit dem „Adagio-Allegro molto e con brio“ aus Ludwig van Beethovens Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ zündete das Orchester unter der Leitung von Matthias Hellmons das rein musikalische Werk präzise in Dynamik und Intonation.

Es folgten „Allegro“ und „Adagio“ aus dem „Schicksalslied op. 54“ für Chor und Orchester von Johannes Brahms nach Hölderlins Gedicht über menschliches Leid und die Heiterkeit der Götter. In seinen Passagen schuf der Chor eingangs in angemessener Genauigkeit poetisch schillernde schwingende Akkorde und rückte mit gut artikulierter Tongebung bei »Ihr wandelt droben im Licht auf weichem Boden, selige Genien« die sentimental leiseren Töne in den Vordergrund. Dem folgten dumpf apokalyptische Staccatoklänge, welche sich letztendlich wieder legten.

Beethovens „C-Dur-Messe“ als mögliche Antwort schließlich hielt nach der Pause durchaus das zuvor gesetzte Niveau und bereicherte den Abend um einen ergreifenden Kontrast. Die Gegensätze von Irdischem und Göttlichem, von Schmerz und Bamherzigkeit kamen gleich zu Beginn im „Kyrie“, besonders aber auch im „Gloria“ zum Tragen. Stilsicher in der Dramatik interpretierte der Chor das „Credo“, welches das Jüngste Gericht androht. Exaktheit im breiten sängerischen Fundament und souveräne Leichtigkeit zeichneten das „Sanctus“ und das abschließende „Agnus Dei“ aus.

Das elegant aufeinander abgestimmte Solisten-Ensemble bestach vor allem beim „Benedictus“, in dem Beethoven die gesamte Ausdrucksbreite der Solostimmen fordert. Allen voran konnte besonders Wiebke Lehmkuhl (Alt) mit warmem Timbre punkten. Anrührend ergänzt durch den strahlenden Sopran von Johanna Winkel und den kraftvollen Bass von Markus Krause sowie Tenor Georg Poplutz entfalteten die Stimmen besonders im Quartett vollen Glanz und Überzeugungskraft.

Mehr als nur Fundament war den Sängern das agil und routiniert agierende Orchester der Nordwestdeutschen Philharmonie. Matthias Hellmons setzte mit seinem Dirigat in wohldosiertem Maß Akzente, die sowohl von den Streichern mit angenehmer Leichtigkeit umgesetzt als auch von den Bläsern mit reinem Ton virtuos vervollständigt wurden. Ein qualitätsvoller musikalischer Abend, für den sich die Zuhörer in der gut gefüllten Paderhalle mit anhaltendem Applaus bedankten.

Westfalen-Blatt vom 6. Juni 2008

Andrea Auffenberg

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