„Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy am 18.06.14 in der Paderhalle Paderborn

Im Jahre 1831, vor seiner großen Reise nach Paris, erhielt Felix Mendelssohn Bartholdy vom Frankfurter Cäcilienverein den Auftrag, ein Paulus-Oratorium zu schreiben. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Berlin nahm er 1832 die Arbeit an diesem seinem ersten Oratorium auf. Viel Zeit beanspruchte die Erstellung eines Librettos. Mendelssohn hatte sich an den Dessauer Theologen Julius Schubring mit der Bitte um einen Entwurf gewandt; im weiteren Verlauf wurden auch Adolf Bernhard Marx und Julius Fürst in die Arbeit einbezogen Im Gegensatz zu anderen zeitgenössischen Oratorienkomponisten forderte Mendelssohn einen Text, der nach dem Vorbild des Händelschen Messias einzig aus Bibelworten bestehen sollte. Darüber hinaus wünschte er sich von Schubring die Einbeziehung von Chorälen „aus dem Gesangbuch … ganz in der Art der Bach\’schen Passion“ (Brief vom 22.12.1832 an Schubring) und hielt an diesem Plan trotz der Einwände Marx\‘ fest, der den Choral im Konzertoratorium für verfehlt hielt. Erst 1834 war der Textvorwurf soweit gediehen, dass Mendelssohn mit der Komposition beginnen konnte. Für die vom Frankfurter Cäcilienverein im Frühjahr 1836 geplante Uraufführung wurde das Werk jedoch nicht mehr rechtzeitig fertig. Schließlich fand die Uraufführung Pfingsten 1836 auf dem 18. Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf unter der Leitung des Komponisten statt. Für den Druck überarbeitete Mendelssohn das Werk noch einmal. In dieser endgültigen Fassung erklang es erstmals am 7. Oktober 1836 in Liverpool in englischer Sprache.

Aus dem bewegten Leben des Paulus, wie es in der Apostelgeschichte überliefert ist, traf Mendelssohn für sein Oratorium eine gezielte Auswahl. Von der Steinigung des Stephanus durch die Juden, bei der Saulus von Tarsus erstmals auftritt, spannt sich der Bogen über seine wunderbare Bekehrung bis hin zu der Szene in Lystra, in der Paulus selbst von der Steinigung bedroht ist, und seinem Abschied in Milet.

AusschnittWährend der erste Teil davon erzählt, wie Saulus die Christen verfolgt, behandelt der zweite Teil die beschwerliche und gefahrenvolle Missionstätigkeit bei den Juden und Heiden. Es ist vielfach bedauert worden, dass Mendelssohn dramatisch besonders wirkungsvolle Episoden wie die Kerkerszene zu Philippi oder das Tribunal in Caesarea ausgespart hat. Offenbar ging es ihm nicht so sehr um die umfassende Darstellung des Lebens einer historischen Persönlichkeit, als vielmehr um Bekehrung und Mission, für die Paulus eine exemplarische Figur ist. So überwiegt im zweiten Teil des Oratoriums der Predigtton in der Verkündigung des Evangeliums durch den Apostel. Der Schlusschor zieht das verallgemeinernde Fazit, dass nicht nur Paulus für seine Standhaftigkeit im Glauben die Gereichtigkeit Gottes zuteil werde, „sondern allen, die seine Erscheinung lieben“. Inhalt des Oratoriums ist somit der Aufruf zur Bekehrung, wie er in dem großen Chor „Mache dich auf“ formuliert ist. Vor diesem Hintergrund wird auch die Einbeziehung des Chorals verständlich, von dem Mendelssohn meinte, „in jedem Oratorium aus dem NeuenTestament müsse er von Natur sein“ (Brief vom 6.9.1833 an Schubring). Die Trennung von Kirchenmusik und weltlicher Konzertmusik wird im Paulus zugunsten einer deutlichen religiösen Aussage aufgehoben.

Kaum ein Oratorium der Romantik wurde so populär wie der Paulus, der erst viel später in der allgemeinen Wertschätzung von Mendelssohns ganz anders geartetem Elias überholt wurde. Schon in den ersten zwei Jahren nach der Uraufführung war das Oratorium in über fünfzig deutschen Städten, in vielen europäischen Metropolen und in den USA aufgeführt worden Die Konzeption des Werkes löste heftige Kontroversen über das Wesen des Oratoriums aus. Einhellig gelobt wurde jedoch die Musik: der Reichtum der melodischen Erfindung, die vollendeten Chöre und die kunstvolle Instrumentation, aufgrund derer Paulus auch aus heutiger Sicht zu den hervorragendsten Oratorien des 19. Jahrhunderts zählt.

(Der Text ist verfasst von Christiane Thiede, veröffentlicht im Klavierauszug des Oratoriums „Paulus“, Edition Peters, Nr. 1748. Wir bedanken uns bei der Autorin und beim Verlag für den Text!)

Die Aufführenden sind:
Anna Sophie Achilles, Sopran
Annika Brönstrup, Alt
Clemens Löschmann, Tenor
Markus Krause, Bass
Nordwestdeutsche Philharmonie
Städtischer Musikverein Paderborn und Partnerchöre
Gesamtleitung: Matthias Hellmons

Zeitungskritiken:

Am Samstag, dem 21.06.2014 sind die nachfolgenden Kritiken erschienen. Wir bedanken uns bei der „Neuen Westfälischen“ und beim „Westfalen-Blatt“ für die Kritiken und die Genehmigung zur Veröffentlichung an dieser Stelle!

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